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Bild: Ahmet Arslan über Unsplash

Das Wichtigste zuerst: Die Stadttaube ist KEIN Wildtier! Dies wurde inzwischen auch zweifelsfrei genetisch nachgewiesen.

Bei den Stadttauben, auch Straßentauben genannt, die uns heute auf den Straßen und Plätzen aller Städte begegnen, handelt es sich so gut wie ausnahmslos um entflogene, „gestrandete“ und ausgesetzte Brief-, Hochzeits- und andere Zuchttauben und deren Nachkommen und damit um verwilderte Haustauben.

Dass dies leider noch viel zu wenig bekannt ist, stellt eines der Haupthindernisse bei der Lösung der „Stadttaubenproblematik“ dar.

Denn aus der Tatsache, dass es sich um verwilderte Haustiere und damit um Fundtiere handelt, ergibt sich auch eine ganz konkrete Verantwortung des Menschen gegenüber diesen Tieren. Eine Verantwortung sowohl dafür, an die Ursache des menschengemachten Problems zu gehen, als auch dafür, das Leid der „Streuner“ der Lüfte zu lindern.

 

Herkunft der Stadttaube

Die Vorfahren der heutigen Stadttaube sind die Felsentauben (Columba livia).

Vor ca. 6.0007.000 Jahren begann der Mensch in Ägypten und Mesopotamien damit, die Tauben zu domestizieren, um ihr Fleisch, ihre Eier, ihre Federn und ihren Kot zu nutzen. Diese Nutzung findet bis heute in großen Teilen der Welt statt. Auch in Deutschland kommt teilweise Taubenkot zur Düngung zum Einsatz und einige Restaurants bieten Tauben als „Spezialiät“ an. Die „Brieftaubenzucht“ beruht u. a. auf einer weiteren Eigenschaft dieser Tiere, die sich der Mensch schon früh zunutze machte: deren große Treue und aufoperungsvolle Liebe für ihren Nachwuchs. Den Tieren, die um jeden Preis zu ihren Partnern und Jungtieren zurückkommen wollen, wurden Nachrichten an die Beine gebunden.

Im Laufe der Zeit verbreitete der Mensch die Tauben auf der ganzen Welt. Insbesondere als „Brieftauben“ wurden sie dort noch bis vor einigen Jahrzehnten genutzt, in der Schweiz gar noch bis 1995. Dazu kamen zahlreiche „Liebhaberzuchten unterm Dach“.

Mit der Entwicklung moderner Nachrichtenübermittlungsverfahren wurden die Dienste der „Brieftauben“ überflüssig. Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurden darüber hinaus zahlreiche private Zuchten aufgelöst. Unzählige Tiere landeten auf den Straßen – und blieben dort, weil sie als Nachfahren der Felsentaube zum Brüten auf die felsenartigen Strukturen der Gebäude angewiesen sind. Durch die den Tieren angezüchtete hohe Bruthäufigkeit und den permanenten Zuzug weiterer Tiere bildete sich rasch eine ständige Population heraus, die bis zum heutigen Tag das Bild aller Städte mit prägt und permanent Nachzug aus den heutigen Hobbyzuchten erfährt.

Bild: Wikipedia