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Artikel „Berliner Bezirke uneinig über Umgang mit Stadttauben“

Das “Stadttaubenproblem” könnte leicht gelöst werden. Und nicht nur leicht, sondern auch kostengünstig, nachhaltig und tierschutzgerecht. Zahlreiche Städte machen es Berlin längst vor. Warum hinkt die Hauptstadt so hinterher? Naomi Donath geht dieser Frage in ihrem Artikel nach, der sogar von der Tagesschau aufgegriffen wurde.

Ganz deutlich wird dabei, dass mehrere Bezirke als Grund immer wieder die fehlenden finanziellen Ressourcen nennen. Zugleich verfallen Tausende von Euro, die im Haushalt der Landestierschutz-
beauftragten nur darauf warten, für die Errichtung erster Taubenschläge abgerufen zu werden – mit einigen löblichen Ausnahmen bisher leider vergebens. Für die ehrenamtlichen Taubenschützer:innen, die  sich tagtäglich unter Aufbringung größter zeitlicher und finanzieller Ressourcen um die verelendeten „Streuner der Lüfte“ kümmern, immer wieder ein Schlag ins Gesicht.

Auch die Finanzierung des  laufenden Betriebs wäre über Zuwendungsanträge oder besser noch die Aufnahme des Taubenmanagements in den Produktkatalog kein Problem und würde die Bezirkskassen nicht stärker belasten. Bezüglich des Produktkatalogs wäre nun der Senat gefragt.

Ein weiteres Argument sind die personellen Ressourcen. Ja, um die Gelder abzurufen, muss jeder Bezirk eine:n Ansprechpartner:in (Taubenbeauftragte:r) benennen. Aber diese Personen werden von den Taubenschützer:innen nach Kräften unterstützt. Und es geht aktuell nicht um Hunderte Schläge, wie ebenfalls angeführt wird, sondern um einen Anfang, ein bis zwei Schläge pro Bezirk an den schlimmsten Hotspots.

Und die Arbeit der Beauftragten würde kaum zunehmen, denn auf der anderen Seite zeigen Beispiele anderer Städte, dass es viel weniger Aufwand aufgrund von Bürgerbeschwerden gibt. Und an den aktuell angedachten Brennpunkten haben sich die Taubenschützer:innen vor Ort bereit erklärt, die Betreuung der Schläge zu übernehmen.

Was teilweise nachzuvollziehen ist, ist das Argument mit der an einigen Stellen schwierigen Vergrämung in der Nähe der Schläge. Doch kann das ein Grund sein, gar nichts zu tun? An den meisten Stellen ist die Vergrämung problemlos möglich.

Auch die angeblich so gute Futtergrundlage der Tauben wird wieder genannt. Wenn das wirklich so wäre, warum werden Stadttauben dann nur rund zwei Jahre alt, obwohl sie bis zu 15 Jahre leben könnten, und warum sammeln wir dann täglich viele verhungerte und kranke Tauben ein?

Ein Fütterungsverbot, wie es einzelne Bezirke gar gerne hätten, würde nicht nur gegen das Tierschutzgesetz verstoßen. Es würde das Problem sogar verschärfen. Denn die Tiere, deren Brutzwang von der Futtermenge unabhängig ist, würden weiter rund ums Jahr Eier legen (müssen). Das würde das Elend weiter verstärken und die Tiere wären gezwungen, sich noch stärker an Orten mit Freiluftgastronomie und/oder Bahnhöfen aufzuhalten.

Vielleicht sollten sich einige Bezirkspolitiker:innen dieses Video von Dr. Mark Benecke aus Weimar anschauen, wo der Bahnhof aufgrund des in der Nähe befindlichen Taubenschlags nicht  nur vollkommen frei von Tauben ist, sondern auch ohne jegliche Spikes oder Netze auskommt. 

Wir bedanken uns jedoch ausdrücklich bei den Bezirken, die das Taubenmanagement bereits umsetzen möchten, und bekräftigen, dass wir weiterhin für die Zusammenarbeit zur Verfügung stehen und so hoffentlich bald erfolgreiche Pilotprojekte aufweisen können.